Warum Nachhaltigkeit beim Bäcker wichtig ist

In diesem Artikel möchten wir Ihnen neuen Input zum Thema NACHHALTIGKEIT BEIM BÄCKER geben. Wir starten mit den sieben weitverbreitesten Klischees zur Nachhaltigkeit. Weiter geht es mit Daniel Anthes. Er ist Zukunftsforscher und Mastermind für alle Nachhaltigkeitsfragen. Im Anschluss: Inspirationen für nachhaltige Konzepte beim Bäcker, einem 4-Schritte-Plan zu mehr Nachhaltigkeit in den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales und Unternehmensführung, der Frage nach dem eigenen Nachhaltigkeitstyp und was wir beim Verein FREUNDE DES SNACKS e. V. konkret zur Nachhaltigkeit beitragen.

Nachhaltigkeit beim Bäcker ist in aller Munde. Die Verbraucher fordern beim Einkaufen Konzepte, bei denen sie ihre persönlichen Nachhaltigskeitsansprüche leben können und nicht zurückstecken müssen, nur um ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Das machen Sie auch nicht. Stimmt die Nachhaltigkeitsstrategie des Händlers nicht mit der des Verbrauchers überein, verlieren wir womöglich einen Kunden.

Nachhaltigkeit heiß „Es hält“. Langlebigkeit und Stabilität der Produkte ist heute enorm wichtig. Nachhaltigkeit beim Bäcker lässt sich auf „Vorausschauende Planung der Rohstoffe“ und „nur so viel verwenden, wie nachwächst“ konkretisieren. Kunden wollen genau wissen, wo die Rohstoffe herkommen und wie sie produziert werden. Ob fair produziert und gehandelt wird ist ebenso wichtig für moderne Verbraucher, wie auch regionale, saisonale, klimafreundlich hergestellte Produkte. Nachhaltigkeit beim Bäcker steht als Konzept noch am Anfang, wird aber ein wesentlicher Faktor für die Kundenbindung, Umsatzsteigerung und Zukunftsfähigkeit der Betriebe sein.

7 Klischees über Nachhaltigkeit

  • Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend. In den letzten Jahren wird ein nachhaltiges Leben immer populärer und verbreitet sich. Die Verbraucher wollen auch beim Einkauf ihr nachhaltiges Lebensgefühl ausleben und achten vermehrt auf Herkunft und Produktionsbedingungen der Lebensmittel.

  • Nachhaltige Produkte müssen nicht teurer sein als konventionelle. Kooperationen mit regionalen Produzenten sparen CO2-Emissionen im Transport und sich häufig frischer und gesünder. Investitionen in betriebliche Infrastruktur für mehr Nachhaltigkeit lohnen sich oft schon nach kurzer Zeit und für viele Anschaffungen sich Förderungen möglich.

  • Kunden, die auf Nachhaltigkeit sind nicht nur jung, nicht nur alt, leben nicht nur auf dem Dorf und nicht nur in der Großstadt. Durch alle Gesellschaftsschichten finden wir Verbraucher, die viel Wert auf nachhaltige Produkte beim Einkauf legen.

  • Sollten wir statt männlich oder unmännlich nicht eher fragen, clever oder nicht clever? Das Symbol für vegane Ernährung ist Soja, und das ist sehr gesund. Für die menschliche Ernährung ist nur biologisch angebauter Soja erlaubt, die weitverbreitete Angst vor genmanipuliertem Soja, der sich nur in Tiernahrung findet und 3/4 des weltweiten Anbaus ausmacht, ist daher unbegründet.

  • In jedem Betrieb gibt es viele Herausforderungen zu meistern. Dennoch darf das Thema Nachhaltigkeit nicht zweitrangig behandelt werden. Nur Betriebe, die sich aktiv um eine nachhaltige Unternehmensstrategie kümmern, sind langfristig erfolgreich und bestehen zum Beispiel im Kampf gegen den Klimawandel.

  • Die Zeit für Veränderungen ist günstig. Nur weil ein Betrieb seit Jahrzehnten besteht, ist es für aktuelle Themen und neue Wege nicht zu spät. Verbraucher achten darauf, welche Händler sich mit ihrem eigenen Werten und Weltansichten identifizieren und suchen gezielt diese Geschäfte zum Einkauf auf.

  • Wenn jeder Betrieb und jeder Verbraucher einen kleinen Anteil zur Nachhaltigkeit leistet, ist uns allen geholfen. 100%ig nachhaltig zu leben ist im Moment noch sehr schwierig, aber jeder Schritt zählt.


Go Green: Nachhaltigkeit ist der aktuelle Businesstrend

Daniel Anthes ist Zukunftsforscher, Berater, Speaker, Autor und bezeichnet sich selbst als Sustainability Ninja.

Daniel Anthes

Daniel Anthes ist Zukunftsforscher und Mastermind zum Thema Nachhaltigkeit

„Nachhaltigkeit ist wie Teenager-Sex: Alle reden unentwegt davon. Gemacht wird es eher selten. Und wenn es gemacht wird, ist es nicht gerade toll.“, traf der GreenBiz-Gründer Joel Makower mal den Nagel auf den Kopf. Und man könnte ihm wohl nicht mehr zustimmen. Denn es ist zweifelsohne so, dass das Thema Nachhaltigkeit zwar immer häufiger diskutiert, aber deshalb nicht zwingend mehr oder gar besser umgesetzt wird. Ein Jahr „Fridays for Future“-Demonstrationen, unzählige Talkshowdiskussionen, eine Reihe großer und prominenter Unternehmensankündigungen sowie ein bescheidenes Politik-Klimapaket später fragt man sich, wann die große Transformation denn nun endlich an Fahrt aufnimmt.

Spoiler: In den 2020er-Jahren wird es endlich so weit sein. Schlicht, weil es muss. Der Megatrend Neoökologie wird die Koordinaten unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems neu ordnen und Nachhaltigkeit vom individuellen Lifestyle zur gesellschaftlichen Bewegung und vom Konsumtrend zum Wirtschaftsfaktor machen. Die Klimakrise und damit einhergehende ökologische und soziale Herausforderungen werden insbesondere das unternehmerische Denken und Handeln in seinen Grundfesten erschüttern, aber eben auch neu erfinden lassen. Unternehmen werden so zu Akteuren einer Ermöglichungswirtschaft!

Unsere guten Vorhaben werden derzeit von einem Rebound-Effekt bedroht

Im Hinblick auf mögliche Zukunftsstrategien be-deutet dies vor allem eins: weg vom Effizienzdenken, hin zur Konsistenz und vor allem auch zur Suffizienz. Denn wie sagte der Cradle-to-Cradle-Pionier Professor Braungart bereits: „Wenn ein System zerstörerisch ist, sollte man nicht den Versuch machen, es effizienter zu gestalten. Stattdessen sollte man Möglichkeiten finden, es vollständig umzukrempeln.“ Soll heißen: Wenn etwas weniger schlecht ist, ist es noch lange nicht gut. Es bringt leider reichlich wenig, wenn beispielsweise unsere Autos und Elektrogeräte sparsamer werden, wir sie aber im gleichen Atemzug größer bauen und häufiger nutzen. Was vor allem in der Wissenschaft schon als „Rebound-Effekt“ bekannt ist, meint letztlich einfach nur, dass wir trotz Effizienzgewinnen in vielen Bereichen nicht weniger Ressourcen verbrauchen und dementsprechend nachhaltiger leben als zuvor.

Angesichts der Tatsache, dass in vielen Bereichen die ökologischen Grenzen der planetaren Tragfähigkeit bereits erreicht und in manchen sogar schon überschritten sind, brauchen wir zum einen konsistente ökoeffektive Produkte und Geschäftsmodelle. Das heißt, bestehende Produkte und Technologien werden durch radikale Innovationen substituiert und umweltverträglicher gemacht. Und so gibt es in dieser Kreislaufwirtschaft keine Abfälle, sondern nur neue Rohstoffe.

Wenn zum Beispiel ein großer Sportschuhhersteller aus eingesammeltem Ozeanplastik Sportschuhe herstellt, geht das zwar in ebenjene Richtung, wirkt aber im Vergleich zur Herstellung von nach Fleisch aussehenden, schmeckenden und blutenden Burgerpatties aus rein pflanzlichen Inhaltsstoffen eher wie ein auf Symptome reduzierter Werbegag. Mittlerweile hat man mit dem „Futurecraft“ einen Laufschuh rausgebracht, den man verspricht, jahrelang in gleicher Qualität recyceln zu können. Na also, geht doch.

Für Unternehmen und Politik bedeutet der Rebound-Effekt jedoch, dass man sich in Zukunft nicht allein auf technische Lösungen verlassen kann. Eine nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft erfordert deshalb auch Strategien, die eine absolute Reduktion unseres Energie- und Ressourcenverbrauchs herbeiführen.

Recycling, Upcycling, Precycling – die Komplettvermeidung von Müll ist das Ziel

Das Thema Konsistenz wird hier ganz neue Märkte eröffnen. Nach Recycling kommt Upcycling und schließlich Precycling, also die im Voraus geplante Komplettvermeidung von Müll. Ob als Restaurant, das Speisereste mittels Kompostiermaschine in Substrat umwandelt; als Elektronikhersteller, der seine Smartphones zwecks besserer Reparierbarkeit und Langlebigkeit modular aufbaut; oder als Möbelhersteller, der sein Kerngeschäft von der Produktion auf die Wartung und Instandhaltung verlegt – das Thema Zero Waste ist mittlerweile deutlich größer, als es die jahrelange fast ausschließliche Diskussion um Plastiktüten und Einweggeschirr vermuten lässt. Wer als produzierendes Unternehmen zukünftig nicht über den reinen Verkauf und den Konsum seiner Produkte hinaus an die Regeln einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft denkt, wird eher früher als später seine Daseinsberechtigung am Markt verlieren.Und hier vollzieht sich ein für die Nachhaltigkeit elementarer Shift unternehmerischer Wert-schöpfung: Der alleinige Fokus auf die Produktions-seite verschiebt sich in Richtung Konsumentenseite. Denn klar ist: Echte Nachhaltigkeit lässt sich erst erreichen, wenn naturverträgliche, technische Innovationen auf veränderte Produktions- und Konsummuster treffen. Und hier kommt die Suffizienz ins Spiel, die vor allem auch eine Kulturfrage, eine Frage nach dem rechten Maß ist: Wie viel Konsum braucht unsere Gesellschaft überhaupt?

Ist das Monatsabo die Zukunft des Konsums?

Neben Maßnahmen zur Verlängerung von Produktlebenszyklen sowie der Steigerung von Reparier- und Wiederverwendbarkeit eröffnet auch der Megatrend Konnektivität viel Potenzial für neue, nachhaltigere Geschäftsmodelle. Dematerialisierung und Tertiärisierung können zu einer absoluten Reduktion des Ressourcenverbrauchs beitragen, da es hier nicht mehr um den Verkauf eines Produktes, sondern um einen Nutzen geht. Dem „XaaS“ („Anything as a Service“)-Markt werden nicht umsonst jährliche Wachstumsraten von bis zu 40 Prozent prognostiziert. Mittlerweile kann man neben Autos, Werkzeug, Kleidung und Sportgeräten sogar problemlos Kinderspielzeug im Monatsabo leihen.

Noch hält sich unser aktuelles Wirtschaftssystem mit Massenmärkten am Leben, die kurzlebige Produkte erzeugen, welche künstlich geschaffene Bedürfnisse bedienen und damit Konsumenten (m/w/d) sicher nicht dauerhaft glücklich zu machen vermögen. Doch mittlerweile gibt es nicht mehr nur die schon seit Jahrzehnten bekannte Dringlichkeit, sondern auch die Visionen für einen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit – einem zukunftsweisenden Zusammenspiel von veränderten Produktions- und Konsummustern, politischen Rahmenbedingungen und nachhaltigeren technischen Innovationen.

Wir scheinen zwar gern über Katastrophen und den Weltuntergang zu reden, doch einen Wandel „by desaster“ sollten wir tunlichst vermeiden. Dies erfordert jedoch ein unternehmerisches Mindset des Possibilismus, der das Mögliche unserer Welt in Anbetracht der großen Herausforderungen um Klimawandel und Co. betont.

Denn Nachhaltigkeit will keine Optionen limitieren, sondern Möglichkeitsräume schaffen. Und wir haben in Sachen Nachhaltigkeit nur einen Bruchteil der denkbaren Möglichkeiten ernsthaft ausgeschöpft.

Mehr Infos unter:
www.danielanthens.com
www.sustainability-ninja.com

Quelle: Daniel Anthes, Substainibility Ninja
www.danielanthes.com

Webinar: Nachhaltigkeit beim Bäcker

Wir haben mit den Nachhaltigkeitsexperten von Too Good To Go, RECUP/REBOWL und Spoontainable darüber gesprochen, mit welchen Lösungen die Bäckerbranche starten kann, um nachhaltiger zu werden.

 

Nachhaltigkeit bei Siebrecht

Thomas Nolte

Gelebte Nachhaltigkeit ist Teil der modernen Firmenkultur. Dies gilt intern und extern. Bei Siebrecht folgen wir diesem Gedanken in besonderer Weise. In Zeiten von Social Media hat Nachhaltigkeit zudem eine besonders hohe Bedeutung bekommen. Unternehmen die dem Kundenbedürfnis nach Nachhaltigkeit gerecht werden, können daraus Wettbewerbsvorteile ableiten. Geeignetes Personal zu finden und zu halten, steht künftig noch viel mehr in direktem Zusammenhang mit einer nachhaltigen Firmenkultur. Bei Siebrecht widmen wir uns zum Beispiel seit 25 Jahren dem Clean Label Gedanken und produzieren unsere Margarinen ausschließlich mit RSPO zertifiziertem Palmöl. Bei Glasuren arbeiten wir auch mit UTZ zertifizierten Kakaopulver. Die Arbeit unserer Kollegen (m/w/d) im Vertrieb wird unter anderem auch nach Kriterien wie dem CO2 Footprint gesteuert.

Zurück
Zurück

Nachhaltigkeit beim Bäcker in der Umsetzung